Für einen Sommer gegen ICE, in Erinnerung an Joshua Clover

Jasper Bernes

Joshua Clover ist Ende April dieses Jahres verstorben. Im November letzten Jahres hatte er uns noch eine kluge, poetische Video-Botschaft für die Veranstaltung geschickt, die wir, Freunde und Genossen von Achim Szepanski, im Gedenken an Achim in Berlin veranstaltet haben. Achim Szepanski hatte uns im September letzten Jahres für uns alle überraschend ebenfalls für immer verlassen. Beide, Joshua und Achim, entsprachen so gar nicht dem Klischee des marxistischen Intellektuellen im Elfenbeinturm. Beide mit einem nahezu singulären messerscharfen analytischen Talent und sprachlicher Brillanz gesegnet, suchten sie nicht den eitlen Ruhm in Vorlesungen, Vorträgen, auf Podien oder auf der akademischen Bühne, sondern fühlten sich dort am wohlsten, wo der gesellschaftliche Antagonismus, dem sie ihr Leben gewidmet haben, in aller Heftigkeit zutage trat. Inmitten all der Tränengaswolken, dem Chaos der Straße, der Heftigkeit der Krawalle und Riots. “Denn Gold findet man bekanntlich im Dreck…” 

Jasper Bernes, dessen Buch ‘The Future of Revolution’ kürzlich von Ian Alan Paul in dem Text ‘The Test of Anarchy’ im Kontext der Riots in Los Angeles gegen ICE und den Rest der Bullen der Welt gestellt und besprochen wurde, und den wir ebenfalls ins Deutsche übersetzt haben (Der Praxistest der Anarchie) widmet den nun folgenden (von uns in Deutsche übersetzte) Text ‘For a Summer against ICE, in Memory of Joshua Clover’, im Original veröffentlicht am 17. Juni 2025 auf dem Verso Books Blog, eben jenem Joshua Clover, sieht und begreift die Ereignisse mit seinen Augen, seinem revolutionären Herz, das aufgehört hat zu schlagen und das wir doch alle weiter in unserer Brust mit uns tragen auf den Wegen die wir einschlagen, um uns unseren Todfeind für immer vom Halse zu schaffen. 

“You cannot buy the revolution. You cannot make the revolution. You can only be the revolution. It is in your spirit, or it is nowhere.”

Ursula K. Le Guin

Bonustracks – Berlin, den 20. Juni 2025

For a Summer against ICE, in Memory of Joshua Clover

Joshua Clover lebte für Momente wie diese, Tage oder Nächte, „wenn die Partisanen des Riot die polizeilichen Kapazitäten zur Bewältigung übertreffen, wenn die Cops ihren ersten Rückzug antreten … wenn der Riot ganz zu sich selbst wird, sich aus der grimmigen Kontinuität des täglichen Lebens löst.“  Neun Jahre vor seinem Tod im April dieses Jahres veröffentlicht und mit der Widmung „für Oakland, für die Genossen“ versehen, ist sein einzigartiges Werk Riot.Strike.Riot sowohl über solche Momente als auch über und für sie geschrieben. Wie viele seiner Freunde konnte ich in der vergangenen Woche nicht umhin, Joshua zu hören, seine Kommentare, seine Theorien, seine urkomischen Witze und albernen Wortspiele, als mutige, erfindungsreiche Partisanen im Großraum Los Angeles und im ganzen Land ICE-Agenten aus den Vierteln vertrieben, ICE-Büros blockierten und sich durch die Buchstabensuppe der als Verstärkung entsandten Bundesbehörden kämpften.

Wir würden zweifellos Aufzeichnungen austauschen oder etwas zusammen schreiben, wie wir es bei vielen ähnlichen Gelegenheiten getan haben. Eine Kolonne von Waymos, die ins Getümmel gelockt und angezündet wurde, ein zehn Tonnen schwerer Klumpen von Lime-Rollern, die im Reißverschlussverfahren zusammengeschnürt wurden und die ICE-Übergabestellen blockierten. Ist dies der erste App-Aufstand in den USA? Was haltet ihr von Mieterorganisationen, die sich zusammenschließen, um ICE mit Lärmdemos aus örtlichen Hotels zu vertreiben? Joshua und ich teilten einen Horizont, ein Vokabular, eine Geschichte und eine Welt. Die Theorie war der Praxis immanent, da waren wir uns einig. Die Aufgabe von Kommunisten angesichts solcher Momente der Möglichkeit bestand nicht darin, Marschbefehle zu erteilen, zu führen oder zu belehren, sondern zu verstärken, was der Kampf zu sagen hat, zu klären und zusammenzufassen, was die Praxis bereits deutlich gemacht hatte. „Der Konjunktiv ist eine schöne Stimmung, aber es ist nicht die Stimmung des historischen Materialismus“, schreibt er.

Was ist inzwischen klar? Bis jetzt nicht viel. Dieser Riot unterscheidet sich von den Riots in Los Angeles im Jahr 1992 – für Joshua das Paradigma des Riots in unserer Zeit – oder von den Riots, die sich im Sommer 2020 von Minneapolis aus über das ganze Land ausbreiteten. Jeder dieser Riots war eine Reaktion auf einen bestimmten Akt anti-schwarzer Polizeigewalt – das Verprügeln von Rodney King, der Mord an George Floyd. Im Jahr 2025 sind die Riots, die wir sehen, präventiv, abwehrend und dennoch paradoxerweise aggressiv; sie zielen darauf ab, bestimmte Fälle von Polizeigewalt zu unterbinden, Trumps Verschleppungs-Truppen zu torpedieren, zu bedrängen und zu belagern. Während die Riots der 2010er Jahre dazu neigten, sich selbst zu verabsolutieren, wie Joshua anmerkt, und keine Forderung stellten, die über die maximale Negation des repressiven Staates hinausging, gibt es hier eine implizite und erreichbare Forderung: Stoppt die Abschiebungen und Inhaftierungen. Trump könnte verlieren. Somit ist es der Staat, der eskaliert, verabsolutiert und die Anti-ICE-Bewegung zu einer Bewegung mit breiteren, tieferen und vielleicht sogar revolutionären Zielen radikalisiert. Im Jahr 2020 dauerte es fast eine Woche, bis die Nationalgarde entsandt wurde. Im Jahr 2025 dauerte es zwei Tage.

Ein Grund für diese Eskalation ist der frontale Charakter der Riots, die sich darauf konzentrieren, ICE zu stören. Wichtiger ist jedoch die ehrgeizige, widersprüchliche und zerstörerische Agenda, die sich Trump und seine Regierung gesetzt haben – überraschenderweise ist Trump weit hinter den Millionen von Festnahmen und Abschiebungen zurückgeblieben, die seinen verkommenen Loyalisten versprochen wurden. Die Methoden, die ihm zur Verfügung stehen, sind jedoch grotesk und zutiefst unpopulär, selbst bei einigen seiner Anhänger. Ist die Eskalation hier ein ernsthafter Versuch, das zu tun, was nötig wäre, nämlich die so genannten „sanctuary cities“ unter militärische Besatzung zu stellen und mit dem Aufbau der erforderlichen massiven Abschiebemaschinerie zu beginnen? Oder ist dieses Theater dazu gedacht, seine Basis zu besänftigen und ihm die Möglichkeit zu geben, die Obstruktion der liberalen Bürgermeister und Gouverneure verantwortlich zu machen? Da der Widerstand keine Anzeichen eines Aufhörens zeigt, sind wir bereit, es herauszufinden.

Der Schlüssel zu Joshuas Theorie des Riots in Vergangenheit und Gegenwart ist, dass Riots definitorisch im Raum der Zirkulation und nicht in dem der Produktion stattfinden. In der Zeit vor der Entstehung des Industriekapitalismus, dem goldenen Zeitalter des Riots, als der Hunger unerträglich wurde, griffen die Aufständischen direkt in den Markt ein, indem sie Getreide beschlagnahmten und dessen Preis festlegten. Von der Konsolidierung der Arbeiterbewegung und damit der zentralen Taktik des Streiks, der sich auf Produktion und Arbeit konzentrierte, für ein paar hundert Jahre verdrängt, kehrt der Aufruhr im späten 20. Jahrhundert zurück, um einen Raum der Warenzirkulation zu belagern, der von der Polizei besetzt ist, deren Herrschaft über den Markt jetzt absolut ist. Was an der aufkommenden Bewegung gegen ICE interessant ist, ist, dass sie zwar nicht direkt die Produktion betrifft, es aber dennoch um Arbeit geht, insofern der rechtliche Status ein Produkt der staatlichen Regulierung von Arbeitsmärkten und der Arbeitsteilung ist, „die blutige Gesetzgebung gegen die Ausgebeuteten“, die den Kapitalismus seit seiner Geburt begleitet. Dies sind daher Zirkulations-Kämpfe, insofern sie „Formen kollektiven Handelns“ sind, die „Teilnehmer mit keiner notwendigen Verwandtschaft über ihre Enteignung hinaus“ umfassen. Sie greifen jedoch in die Zirkulation der Arbeitskraft und ihre gesetzliche Regulierung durch den Staat ein und bestätigen Joshuas Behauptung, dass die heutigen Kämpfe oft Surplus-Rebellionen sind – Aufstände der Enteigneten und nicht der Ausgebeuteten -, die ihre Grundlage in einer „globalen Verteilung der Nicht-Arbeit“ haben.

So konzentriert und fokussiert sie auch sind, die Geografie dieser Konfrontationen ähnelt in gewisser Weise den ‘Export-Riots’ des 18. Jahrhunderts, die Joshua in seinem ersten Kapitel beschreibt und bei denen sich die Rioters auf die Häfen, Depots und Getreidespeicher konzentrierten. Ein Riot, aber auch eine Besetzung oder Blockade. Dies verleiht dem Aktionsmuster ein hohes Maß an Konsistenz, Militanz und Disziplin. Enge Quartiere ermöglichen eine Ad-hoc-Koordination, die den taktischen Einfallsreichtum vervielfacht.  Eine solche Konzentrationsfähigkeit ist explosiv – man denke nur an die Menschenmenge, die sich nach dem Mord an George Floyd vor dem dritten Revier der Polizei von Minneapolis versammelte und es in Brand setzte. Aber sie können auch zu ritualisierten, entnervenden Konfrontationen um der Konfrontation willen führen, die wenig dazu beitragen, die Partei der Ordnung zu verunsichern. Darin liegt vielleicht die Gefahr für die Bewegung. In dem Maße, in dem sich die Staatsmacht gegen diesen ersten Angriff wehrt, muss die Bewegung möglicherweise zerstreuter, verteilter und geschickter werden, einfach aus Gründen des Überlebens. Da ICE überall zuschlagen kann, wird die Bewegung einen Weg finden müssen, überall zu sein.

Wenn sich der Riot ausbreitet, so erinnert uns Joshua, spaltet er auch. Er öffnet Risse in der Klassengesellschaft, die nur durch den Übergang zur Revolution überwunden werden können. Der erste dieser Risse ist die „fast universelle Konvention des ‘Riot Prime’…, dass er sich kurz nach seinem Ausbruch und einem substantiellen oder offensichtlichen Sieg in zwei Impulse aufspaltet“, von denen der eine „ein Versuch ist, die Reihen durch Mobilisierung öffentlicher Sympathien zu vergrößern, indem er die Medienberichterstattung und andere diskursive Apparate zu seinem Vorteil nutzt…, die unausweichlich zu einer Version von Respektabilitätspolitik und im Allgemeinen zu der moralischen Überzeugung von passivem zivilen Ungehorsam und Gewaltlosigkeit im Allgemeinen hingezogen werden.“

Hier sehen wir diesen ersten Riss mit den anachronistischen No Kings-Protesten, die mit amerikanischen Flaggen geschmückt und von Walmart finanziert werden und darauf abzielen, die Konfrontation mit dem Staat zu begrenzen und sie in einen Konflikt für und nicht gegen den Rechtsstaat, gegen ICE, aber für die Polizei als solche zu verwandeln. Die Betonung von Zivilität, Gewaltlosigkeit und Deeskalation setzt eine andere Bewegung voraus, die brutal, gewalttätig und eskalierend ist, und erfordert sie sogar. Eine zweite Kluft entsteht durch das Muster des „doppelten Riot“, der in Oakland und London, Griechenland und Spanien zu beobachten war, verkörpert durch die gleichzeitigen Banlieue-Riots von 2005 in Frankreich und die entsprechenden, aber nicht miteinander verbundenen Anti-CPE-Studentenunruhen. Der ‘doppelte Riot’ entsteht aus einer Spaltung innerhalb des Proletariats, die verschiedenen Klassenfraktionen entspricht. „Der eine Riot entsteht durch die Entdeckung der Jugend, dass die Wege, die einst eine einigermaßen sichere formale Integration in die Wirtschaft versprachen, nun verschlossen sind. Der andere entsteht durch die rassifizierte Surplus-Bevölkerung und die gewaltsame staatliche Verwaltung derselben. Sind die heutigen Ereignisse das Spiegelbild der Gaza-Solidaritätscamps von 2024? Wenn ja, dann sehen wir einen Graben, der von neuen Diagonalen durchzogen ist, wenn Kids in Keffiyehs Barrikaden in den Weg von ICE legen. Dem Graben entspricht auch der Schlenker, der diese Trennlinien durchschneidet. Hier, an den Grenzen des Riot, sehen wir seine Überwindung und seinen Übergang zur Revolution.

Joshuas Buch wurde oft als programmatische Befürwortung des Riot gelesen – oder, was wahrscheinlicher ist, nicht gelesen – und nicht als Theorie des Übertritts seiner Limitierung. „Sobald das Feuer die Form des Spektakels ist, wird das Problem / wie man das Feuer in Brand setzt“, schreibt er in Red Epic, seinem poetischen Begleiter zu Riot.Streik.Riot. Die Organisierung ergänzt. Selbstorganisation vervielfältigt sich. Die Organisation der Selbstorganisation setzt Feuer zu Feuer, fügt Multiplikatoren hinzu, exponentiiert. Der Name, den Joshua und ich dieser organisatorischen Selbstorganisation geben, in Anlehnung an Kristin Ross‘ aufschlussreiche Forschungsarbeit und unsere eigenen Erfahrungen, ist die Kommune, „jenseits von Streik und Riot“. Die Kommune ist eine Taktik der sozialen Reproduktion, die die Trennung zwischen Produktion und Konsumtion überwindet, die der Gegensatz von Zirkulationskampf und Produktionskampf voraussetzt. Hier wird jedoch das Mittel zum Zweck, die Taktik zur „Lebensform“. Die Kommune ist Prozess, Aktivität, Ereignis; sie wird sich „dort entwickeln, wo sich sowohl die Produktionskämpfe als auch die Zirkulationskämpfe erschöpft haben“. In den Straßen von Los Angeles können wir einen Vorgeschmack auf diese Kommune sehen, eine Vorwegnahme von Räumen echter Zuflucht, Gemeinschaft und Freiheit, die den legalen Status bedeutungslos machen könnten. Die wichtigste Voraussetzung für eine solche Überwindung ist, wie Joshua schreibt, „die Durchbrechung des Indexes zwischen dem eigenen Arbeitseinsatz und dem Zugang zu Notwendigkeiten“. In The Future of Revolution beginne ich dort, wo Joshuas Buch endet, mit der Form der Kommune und der Pariser Kommune, und entwickle von dort aus ein Verständnis dafür, wie der Gegensatz zwischen Produktion und Konsumtion in positiver Hinsicht überwunden werden kann, indem der Index zwischen ihnen – d.h. der Lohn und damit das Geld – durchbrochen wird. In dem Buch, an dem er zum Zeitpunkt seines Todes arbeitete, versuchte Joshua ebenfalls, seinen Begriff der Kommune gegen die Wertform zu entwickeln, indem er infrastrukturelle Blockaden und Protestcamps untersuchte, die alternative Strukturen der freien sozialen Reproduktion erforderten. Von der Blockade und der Gemeinschaftsküche leiten sich die Grundlagen der gemeinschaftlichen Reproduktion ab.

Von den Zirkulationskämpfen zur Kommune also. Joshua liebte das Zirkulieren, aber er liebte auch das Zusammenleben. Er hatte lange Beine, eine große Lunge und ein großes Herz. Er war ein Kreislaufsportler: Marathonläufer, Rennradfahrer, Kajakfahrer. Er liebte es, durch die Städte der Welt zu wandern, durch die Labyrinthe der Warenform, und sich gegen den Strom des Kapitals treiben zu lassen. Er kam herum, ging raus, ging der Sache nach. Er hatte eine unglaubliche Fähigkeit, Worte in Bewegung zu setzen – eine Schrift, die aus messerscharfen Sätzen und formschönen Linien bestand, immer schreibend, mitteilend, mitarbeitend. Die aus seiner Zeit als Berufsjournalist stammende Gewohnheit, unter Zeitdruck zu arbeiten, hat er nie aufgegeben, aber sein zuweisender Redakteur war selbst schon die Geschichte selbst. Mit ihm zusammenzuarbeiten bedeutete, den Druck der historischen Zeit zu spüren – er holte einen ein. Gleichzeitig liebte es Joshua, mit allen, die er mochte, an einem Ort zusammenzukommen. Er war sehr beschäftigt, aber er war für die Menschen da. Wenn du sein Freund warst, hielt er dir den Rücken frei, und er hielt jeden Tag Dutzende seiner Freunde, Genossen, Studenten und Fremden aufrecht. Er machte Dinge für andere möglich, stellte die Infrastruktur für die Zirkulation von Praktiken, Ideen und Menschen bereit. Er war immer bereit, dir das Pfefferspray aus den Augen zu waschen, dich von den Schlägertrupps wegzuziehen. Er hat mir fast zwanzig Jahre lang in jeder erdenklichen Weise den Rücken gestärkt. Es ist also nicht verwunderlich, dass sein Denken von der Zirkulation, von der weißglühenden Intensität des Riot bis hin zur ruhigeren Kameradschaft der Gemeinschaftsküche gewandert war. Ein Buch, in dem die Protagonisten Steine auf Polizisten werfen, ein Buch, in dem sie einfach nur den Abwasch erledigen.

Joshua liebte seine Freunde, seine Genossen, er liebte Katzen und eigentlich alle Tiere. Er mochte Kinder mehr, als er zugeben wollte. In den letzten Monaten seines Lebens, bettlägerig und kaum in der Lage zu lesen oder zu schreiben, verbrachte er die meiste Zeit damit, lange Sprachnachrichten mit seinem riesigen Netzwerk von Freunden und Genossen in der ganzen Welt auszutauschen; er hielt sich mit den Genossen im Gefängnis auf dem Laufenden und schaffte es, die letzten Dissertationskapitel seiner Studenten zu kommentieren. Die Infrastruktur der Kameradschaft, der Freundschaft – das war Joshua. Im Kapitalismus lasten die ausgebeuteten Generationen der Toten als träges, unbewegliches Kapital auf uns und ketten uns an das Gesetz des Werts. Aber die Infrastruktur kann auch ein Geschenk der Vergangenheit an die Gegenwart sein, wie es im Kommunismus der Fall wäre, eine materialisierte Vorfahrenschaft. Er ist also immer noch gegenwärtig, solange man sich an ihn erinnert und ihn liest. Die Thesen von Riot.Strike.Riot sind zu diesem Zeitpunkt weitgehend akzeptiert, unumstößlich, ein Teil des neuen kommunistischen Common Sense. In den Romanen von Joshuas Freund, Kim Stanley Robinson, hat Riot.Strike.Riot imaginäre Leser im gesamten 21. Jahrhundert. Seine Leser – real und imaginär – sind wahrscheinlich gerade dabei, genau das zu tun.

Riot.Strike.Riot von Joshua Clover ist im Januar 2021 von Karl Heinz Dellwo und Achim Szepanski auf deutsch herausgegeben worden. Es findet sich in jeder guten Buchhandlung, bzw. kann dort bestellt werden. Bonustracks hat im April 2025 in memoriam ein längeres Interview mit Joshua Clover über Riots, Knast und Krise ins Deutsche übersetzt

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